„Ich bin nicht gut genug.“, „Ich bin dumm.“, „Ich kann das nicht“, „Andere Menschen wollen mir böses.“, „Ich muss leisten, um akzeptiert zu werden“, all das sind Glaubenssätze, die uns im Leben behindern.
Hilfreiche Glaubenssätze wären hingegen „Ich lerne aus meinen Fehlern.“, „Ich schaffe, was ich mir vornehme.“, „Menschen sind im Grunde gut.“, „Ich bin liebenswert.“ „Ich kann das noch nicht.“
Welche Glaubenssätze wir mit uns herumtragen wird zum Großteil von unserer Kindheit beeinflusst. Im Erwachsenenalter können wir die ausgebildeten Glaubenssätze hinterfragen und zum Teil mühsam verändern. Doch es lohnt sich, den eigenen Denkmustern und Glaubenssätzen bewusster auf die Spur zu machen, sie zu erkennen, zu verstehen und ggf. auch zu bearbeiten.
Und noch mehr lohnt sich auch sich selbst zu fragen: Welche Glaubenssätze gebe ich eigentlich an mein Kind weiter?
In diesem Artikel erfährst du was Glaubenssätze sind, wie sie entstehen und wie sie unser Leben beeinflussen. In weiteren Artikeln helfen wir dir deine eigenen Glaubenssätze zu erkennen und zu verändern.
Was sind Glaubenssätze?
Glaubenssätze sind tief verwurzelte Überzeugungen über uns selbst, andere Menschen oder die Welt. Sie beeinflussen, wie wir unsere Realität wahrnehmen, und oft sind wir uns ihrer nicht bewusst. Diese Überzeugungen steuern unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen. Man kann sie sich wie einen Filter vorstellen, der unsere Sicht auf die Welt verändert. Wenn ich zum Beispiel den Glaubenssatz habe „Andere sind besser als ich“, werde ich in Vergleichen mit anderen nur sehen, was sie besser können, anstatt meine eigenen Stärken und Erfolge zu bemerken. Das kann dazu führen, dass ich mich zurückziehe und anderen den Vortritt lasse. Die Chancen, die ich dadurch verpasse, nutzen andere, sammeln Erfahrungen und erzielen Erfolge. Und so bestätigt sich mein Glaubenssatz: „Andere sind besser als ich.“. Glaubenssätze halten sich oft, weil wir uns durch unser Verhalten immer wieder selbst darin bestätigen.
Glaubenssätze sind häufig sehr absolut, wie zum Beispiel „Ich bin nicht liebenswert“, anstatt „Meine ehrliche Art ist nicht für jeden etwas“. Oder sie drücken sich in „Wenn-Dann“-Formen aus, wie „Ich muss erfolgreich sein, um geliebt zu werden“. Solche negativen Glaubenssätze können uns schaden, indem sie uns eine verzerrte Sicht auf die Welt vermitteln. Wir sehen uns selbst dann als weniger wertvoll oder nicht liebenswert und glauben, dass uns die Welt schaden will. Diese Sichtweise führt oft zu unangenehmen Gefühlen und Stress. Zudem hindern uns solche schädlichen Glaubenssätze, die nicht mit der Realität übereinstimmen, daran, uns persönlich weiterzuentwickeln.
Positive Glaubenssätze hingegen können uns helfen, unsere Stärken zu aktivieren und die Herausforderungen des Lebens zu meistern. Sie sind wohlwollend formuliert, zum Beispiel: „Ich kann aus Fehlern lernen“, „Was ich mir vornehme, kann ich schaffen“ oder „Andere sind hilfsbereit“. Diese positiven Überzeugungen unterstützen uns dabei, das Beste aus uns herauszuholen.
5 Arten negativer Glaubenssätze (mit Beispielen):
- Über Andere:
- „Andere wollen, dass ich scheitere.“, „Andere nutzen mich aus.“, „Die Welt ist gefährlich.“
- Über Mich Selbst:
- Minderwertigkeit:
- „Ich bin Anderen unterlegen.“, „Ich bin inkompetent.“, „Ich bin dumm.“, „Selbst wenn ich mich anstrenge, meine Ergebnisse sind schlecht.“
- Hilflosigkeit bzw. Verletzlichkeit:
- „Ich bin schwach.“, „Ich kann mein Leben nicht ändern.“, „Ich kann mit Rückschlägen nicht umgehen.“
- Unliebenswürdigkeit:
- „“Es ist schwer mich zu mögen.“, „Keiner liebt mich.“, „Ich bin nicht gut genug, um geliebt zu werden.“
- Wertlosigkeit:
- „Ich bin uninteressant.“, „Ich bin hässlich.“, „Ich bin unwichtig.“
- Minderwertigkeit:
Wie entstehen Glaubenssätze?
Glaubenssätze können unser ganzes Leben lang entstehen, besonders prägend ist jedoch die Kindheit. Sie entstehen durch unsere Erfahrungen, Gespräche und Beobachtungen. Kinder hinterfragen ihre Erlebnisse noch nicht so wie Erwachsene und können sich ihre Kindheitserinnerungen oft nicht bewusst abrufen. Deshalb kommen viele unserer unbewussten Glaubenssätze aus der Kindheit. Besonders von engen Bezugspersonen, wie Eltern oder anderen Familienmitgliedern, lernen Kinder Glaubenssätze. Sie sammeln Erfahrungen, hören den Worten anderer zu und beobachten deren Verhalten, und entwickeln so ihre eigenen Überzeugungen. Ein Elternteil, das gelernt hat, dass „Andere mir schaden wollen“, könnte dem Kind mit besten Absichten sagen: „Du musst vorsichtig sein, du kannst nie wissen, welche bösen Absichten andere haben.“ Das Kind nimmt diesen Glaubenssatz auf und glaubt nun: „Andere sind böse.“
Auch aus unserem sozialen Umfeld nehmen wir Glaubenssätze auf. Vielleicht kennst du Sprichwörter wie „Ohne Fleiß kein Preis“ oder „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“. Auch solche Aussagen können tief in uns verankert werden.
Stressige oder traumatische Erlebnisse tragen ebenfalls zur Bildung von Glaubenssätzen bei. Sie können dazu führen, dass alte Glaubenssätze verändert und neue gebildet werden. Nach solchen Erlebnissen sehen wir die Welt oft durch einen neuen Filter.
Im Gehirn kann man sich Glaubenssätze wie eine stark befahrene Straße vorstellen. Mit jeder Erfahrung, die einem bestimmten Glaubenssatz entspricht, wird diese „Straße“ weiter ausgebaut, und neue neuronale Verbindungen entstehen. Wenn diese Straße groß genug ist, wird sie häufiger benutzt. So ist es auch mit gut ausgeprägten Glaubenssätzen: Ihre neuronalen Verbindungen sind schneller und effizienter als die Verbindungen, die noch nicht so stark ausgebildet sind.
Wie beeinflussen Glaubenssätze unser Leben?
Glaubenssätze sind in der Regel in der Situation, in der sie entstehen, hilfreich. Zum Beispiel könnte ein Kind, dessen Mutter aggressiv ist, Glaubenssätze wie „Andere Menschen sind gefährlich“ und „Pass dich an, mach dich klein, provozier nicht“ entwickeln. Diese Glaubenssätze helfen dem Kind, der aggressiven Mutter aus dem Weg zu gehen und sich vor Enttäuschung zu schützen. Doch in neuen Situationen, die sich von der ursprünglichen Lernsituation unterscheiden, können diese Glaubenssätze schädlich werden. Das Kind aus unserem Beispiel ist nun erwachsen, lebt selbstständig und trifft freundliche Menschen. Aber es vertraut ihnen nicht und kann keine Beziehungen aufbauen, weil es immer noch an dem Glaubenssatz festhält, dass „Andere Menschen gefährlich sind“.
Glaubenssätze kann man sich wie einen Filter vorstellen. Sie beeinflussen, wie wir die Welt wahrnehmen. Die französische Schriftstellerin Anaïs Nin sagte einmal: „Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind. Wir sehen sie so, wie wir sind.“ Unsere Glaubenssätze formen unsere „psychologischen Regeln für das Leben“. Sie bestimmen unsere Normen, unsere Ansprüche und wie wir uns selbst und andere sehen. Sie beantworten Fragen wie: „Wer bin ich? Wer soll ich sein? Wie sind andere? Was habe ich von anderen zu erwarten? Was erwarten andere von mir?“
Glaubenssätze beeinflussen also nicht nur, wie wir die Realität wahrnehmen, sondern auch, welche Erwartungen wir an uns und an andere stellen. Sie wirken sich auf unser Denken, Fühlen und Handeln aus. Wir nehmen die Welt nicht nur gemäß unserer Glaubenssätze wahr, sondern wir gestalten auch unsere Umgebung so, dass sie zu ihnen passt. Denn wir wollen, dass unsere Glaubenssätze bestätigt werden. Die Hirnforschung zeigt, dass Hirnregionen aktiviert werden, die mit Freude verbunden sind, wenn wir etwas hören, das unseren Glaubenssätzen entspricht. Hören wir jedoch etwas, das unseren Glaubenssätzen widerspricht, werden Hirnregionen aktiv, die mit Unwohlsein in Verbindung stehen.
Ausblick
Vielleicht sind dir beim Lesen dieses Artikels Glaubenssätze eingefallen, an die du glaubst, obwohl sie dir nicht guttun. Die meisten deiner Glaubenssätze sind dir wahrscheinlich aber noch nicht einmal bewusst, obwohl sie oft der Grund für deinen Stress sein können. Wie du dir deine bestehenden Glaubenssätze bewusst machen und diese verändern kannst erfährst du im nächsten Blogartikel 🙂