Laut der Psychotherapeutin und Bestzellerautorin Stefanie Stahl ist das Zentrum unserer Psyche unser Selbstwert. Es ist also nicht verwunderlich, dass ein gutes Selbstwertgefühl zu psychischer Gesundheit und Resilienz beiträgt, wie, erfährst du hier!
"Ich mag mich!" - Was ist Selbstwert?
Der Selbstwert beschreibt die individuelle Bewertung der eigenen Person – also kurz gesagt, ob jemand sich selbst mag und positiv von sich denkt oder ob man viele Aspekte von sich selbst ablehnt oder als nicht gut genug bewertet.
Gleichzeitig stellt der Selbstwert ein psychologisches Grundbedürfnis dar: Das Bedürfnis nach einem hohen Selbstwert bzw. der Selbstwerterhöhung. Spannend: Dieses Bedürfnis nach Selbstwert grenzt uns Menschen auch von anderen Lebewesen ab. Der Wunsch den eigenen Selbstwert zu regulieren, setzt Fertigkeiten voraus, die andere Tiere nicht haben, z.B. über sich selbst in sprachlicher Form nachzudenken.
Wie hoch ist mein Selbstwert?
Um die Inhalte dieses Artikels etwas besser auf dich selbst beziehen zu können und sie dir somit besser zu merken, ist es gut das eigene Selbstwertgefühl zu kennen. Du hast wahrscheinlich schon eine Ahnung, wie es um deinen Selbstwert steht, mit folgendem Test kannst du ihn aber nochmal messen:
https://www.therapie.de/psyche/info/test/weitere/selbstwertgefuehl/
Selbstwert und Resilienz - Wie hängen sie zusammen?
Ein niedriger Selbstwert ist ein anerkannter Risikofaktor für die Entstehung einer psychischen Erkrankung. Menschen mit einem niedrigen Selbstwertempfinden haben den Glaubenssatz „Ich bin nicht gut genug“ verinnerlicht, sie fühlen sich in Beziehungen Anderen unterlegen, trauen sich Herausforderungen nicht zu und fühlen sich konstant gestresst.
Menschen, die ihre eigene Person ablehnen, können oft weder zu sich selbst noch zu andern eine gute Bindung aufbauen. Menschen mit niedrigem Selbstwert lehnen sich selbst ab, wodurch sie in sich selbst kein Gefühl von Sicherheit, Schutz und Geborgenheit finden, Sie finden keine Heimat in sich; und suchen sie ständig bei anderen. Jedoch vergeblich, da ihre Beziehung zu Anderen oft durch Unsicherheiten bestimmt ist: „Mag meine Freundin mich wirklich?“, „Bin ich hier überhaupt willkommen?“, „Wann wird mein Freund herausfinden, dass ich die Beziehung zu ihm gar nicht verdient habe? Er ist viel zu gut für mich.“, sind Gedanken, die Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl bekannt vorkommen können. Sie haben konstant Angst abgelehnt zu werden, gleichzeitig ist genau das ihre Erwartungshaltung „Niemand mag mich wirklich, denn ich bin nicht gut genug“. Einige Menschen mit niedrigem Selbstwert passen sich zu sehr an, sagen zu allem „Ja“, und versuchen sämtliche (unausgesprochene) Erwartungen zu erfüllen, oder aber distanzieren sie sich von ihren sozialen Beziehungen, um eben nicht abgelehnt zu werden.
So geht es auch Sarah. Andere nehmen sie als freundlich, hilfsbereit, hübsch und beruflich erfolgreich wahr. Sie hat einige Freunde, doch hat sie konstant das Gefühl nicht genug für diese zu sein. Um diesem Gefühl zu entfliehen, macht sie alles, damit es ihren Freunden gut geht. Max braucht Hilfe im Garten, Sarah hilft, auch wenn sie gerade Erholung gebraucht hätte. Sie schaut sich mit Marie den neuen Marvel Film an, obwohl sie Action Filme nicht mag. Wenn sie selbst Hilfe braucht, meldet sie sich nicht bei ihren Freunden, um diesen „nicht zur Last zu fallen“. Sie versucht es ihren Freunden recht zu machen, perfekt für alle anderen zu sein. Gleichzeitig wartet sie nur darauf abgelehnt zu werden und der kleinste Interpretationsspielraum reicht schon aus, dass sie sich darin bestätigt sieht, wenn andere sie vermeintlich „ablehnen“ (= oft schon eine fehlende Antwort). Sarah glaubt „Ich genüge nicht“.
Ein mittlerer Selbstwert ist noch kein richtiger Schutzfaktor aber auch kein richtiger Risikofaktor (das wäre der niedrige Selbstwert). Außerdem führt ein stabiles Maß an mittlerem Selbstwert zu einer positiven Beziehungsgestaltung, in der sich Beziehungspartner als gleichwertig empfinden und authentisch wertschätzen können. Ein mittlerer Selbstwert hängt außerdem mit Lebenszufriedenheit zusammen.
Das Selbstwertgefühl hat Verbindungen zu anderen Resilienzfaktoren, wie der Selbstwirksamkeit, den sogenannten „internalen Kontrollüberzeugungen“ (z.B. die Überzeugung „ich kann meine Ziele beeinflussen“) und Optimismus.
Personen mit hohem Selbstwertgefühl interpretieren negative Ereignisse als weniger bedrohlich. Sie haben außerdem eher das Gefühl, dass Situationen in ihrer Kontrolle liegen und sind generell optimistischer eingestellt.
Eine unrealistisch erhöhte Wahrnehmung des eigenen Selbstwertes („Selbstüberhöhung“) kann in stressreichen Lebenssituationen einen Schutzfaktor darstellen, da es oftmals hilft das eigene Selbstbild zu erhalten und ein Gefühl von Selbstwirksamkeit („Ich kann das schaffen“) beizubehalten. Andere nehmen diejenigen mit einem überhöhten Selbstwert oft als weniger sympathisch wahr und unterstützen diese auch oftmals nicht so gerne (soziale Unterstützung ist aber wiederum ein wichtiger Schutzfaktor im Leben). Menschen mit einer Selbstüberhöhung nehmen Veränderungen in ihrem sozialen Umfeld nicht wahr und schätzen ihre Umgebung als wohlwollender ein, als sie vielleicht eigentlich ist.
Ausblick
Wo lag dein Ergebnis? Wo würdest du dich selbst einschätzen? Hast du Gedanken oder Gefühle von „ich bin nicht gut genug“ oder „was denken andere nur von mir?“ Oder ist es dir wichtig, Kindern besonders gute Glaubenssätze mitzugeben? Dann schau dir auch die anderen Beiträge an, damit du die psychologischen Superkräfte in dir und den Kids stärken kannst!