Was ist Resilienz – und warum brauchen wir sie JETZT?

„Ich weiß nicht, wie ich das noch schaffen soll.“

„Früher hat mich das nicht so aus der Bahn geworfen.“

„Ich bin irgendwie ständig müde – emotional, körperlich, alles.“                                                            

Resilienz ist DAS Thema unserer Zeit. Und trotzdem bleibt oft unklar, was das eigentlich genau ist.

Hier erfährst du, was Resilienz bedeutet – in deinem Gehirn, in deinem Alltag und in deinem Herzen. Und warum du sie nicht nur „haben“, sondern leben lernen kannst.​

Was Resilienz wirklich bedeutet

Resilienz ist nicht, immer stark zu sein.

Es heißt auch nicht, nie zu weinen, oder alles mit einem Lächeln zu ertragen.

Resilienz heißt: Ich breche nicht – ich biege mich mit. Und finde wieder zurück.

Der Begriff stammt ursprünglich aus der Materialforschung:

Ein Stoff gilt als „resilient“, wenn er nach Verformung wieder in seine ursprüngliche Form zurückfindet.

Übertragen auf uns Menschen bedeutet das:

Resilienz ist deine innere Kraft, mit Krisen umzugehen – und daran zu wachsen.

Was passiert bei Resilienz im Gehirn?

Resilienz hat ganz viel mit deinem Nervensystem und deinem präfrontalen Kortex zu tun – also dem Bereich im Gehirn, der für kluges Denken, Impulskontrolle, Problemlösen und Mitgefühl zuständig ist.

💥 Stress sorgt dafür, dass dieser Teil heruntergefahren wird.

💡 Resilienz stärkt ihn.

Laut der Neurowissenschaftlerin Dr. Mary Helen Immordino-Yang (USC) entstehen Empathie, Motivation und Selbststeuerung im emotional verbundenen, reflektierenden Gehirn.

Und genau dieses Gehirn wird durch gezielte Resilienz-Übungen aktiviert und gestärkt.

Warum du JETZT Resilienz brauchst – mehr denn je

Wir leben in einer Welt voller Reize, Erwartungen und Unsicherheiten.

Gerade Menschen in sozialen Berufen oder mit Kindern erleben:

• Dauerstress

• Lärm

• Überforderung

• emotionale Belastung

• Perfektionsdruck

Wenn du in der Kita, in der Schule, in der Familie oder in der Pflege arbeitest, weißt du genau:

Es hört nie auf. Es wird nicht “später ruhiger”. Es braucht dich – mit dir selbst in Verbindung.

Die 7 Resilienzfaktoren (nach Reivich & Shatté)

Wissenschaftlich gesehen besteht Resilienz aus mehreren Bausteinen – du kannst sie trainieren wie einen Muskel:

1. Emotionale Achtsamkeit: Gefühle wahrnehmen & zulassen

2. Impulskontrolle: Innehalten statt Reagieren

3. Realistischer Optimismus: Hoffnung behalten, ohne naiv zu sein

4. Kausalanalyse: Verstehen, warum etwas passiert ist

5. Empathie: Sich einfühlen können

6. Selbstwirksamkeit: Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten

7. Zielorientierung: Wissen, wofür man das alles macht

🧠 Quelle: Karen Reivich & Andrew Shatté, University of Pennsylvania

Und was heißt das im Alltag?

🧷 Beispiel 1: Kita-Alltag

Du bist mit 19 Kindern allein. Zwei weinen, eines schlägt, das Telefon klingelt.

→ Ohne Resilienz: Reizüberflutung, Überforderung, Rückzug oder explodieren

→ Mit Resilienz: Atmen. Priorisieren. Grenzen setzen. Hilfe holen. Trotzdem innerlich stabil bleiben.

 


 

🧷 Beispiel 2: Zuhause mit Kindern

Du hattest einen schlimmen Tag, das Kind wirft sein Essen vom Tisch, schreit: „Du bist doof!“

→ Ohne Resilienz: Schuldgefühle, Überreaktion, Grübelschleife

→ Mit Resilienz: Innerlich einen Schritt zurück. Verständnis für dich. Verständnis für dein Kind.

3 einfache Wege, Resilienz heute zu trainieren:

1. Gefühle benennen (statt bewerten):

Sag laut: „Ich bin gerade richtig erschöpft.“ – Dein Gehirn beruhigt sich.

2. Dankbarkeitsanker:

Schreib dir 1 Sache auf, für die du heute dankbar bist – jeden Abend.

3. „Was brauche ich gerade wirklich?“

Diese Frage verändert dein Leben. Wenn du sie ehrlich beantwortest.

MERKSATZ

Resilienz heißt nicht, alles zu schaffen. Sondern zu wissen, wie du auf dich achtest, wenn du es nicht schaffst.

zum weiterlesen:

🧠 Allgemeine Resilienz & Positive Psychologie

1. Reivich, K. & Shatté, A. (2002).

The Resilience Factor: 7 Essential Skills for Overcoming Life’s Inevitable Obstacles

→ Praxisnahes 7-Faktoren-Modell der Resilienz, basierend auf Forschung der University of Pennsylvania

2. Seligman, M. E. P. (2011).

Flourish: A Visionary New Understanding of Happiness and Well-being

→ Einführung in die Positive Psychologie, Selbstwirksamkeit, Optimismus

3. Zautra, A. J., Hall, J. S., & Murray, K. E. (2010).

Resilience: A new definition of health for people and communities

→ Resilienz als Gesundheitsfaktor auf individueller und gesellschaftlicher Ebene

 


 

🧒 Resilienz bei Kindern & Entwicklung

4. Masten, A. S. (2001).

Ordinary Magic: Resilience Processes in Development

→ Zentrale Schutzfaktoren und Resilienzprozesse bei Kindern & Jugendlichen

5. Boris Cyrulnik (2012).

Resilienz: Wie man Krisen übersteht und daran wächst

→ Fokus auf Bindung, Beziehung und kindliche Widerstandskraft nach Trauma

 


 

🧬 Neurobiologie, Co-Regulation & Stress

6. Siegel, D. J. (2010).

The Developing Mind: How Relationships and the Brain Interact to Shape Who We Are

→ Verstehen, wie Bindung, Erziehung und Emotionen das Gehirn formen

7. Porges, S. W. (2011).

The Polyvagal Theory: Neurophysiological Foundations of Emotions, Attachment, Communication, and Self-regulation

→ Grundlagen zu Sicherheit, Co-Regulation und dem Nervensystem

8. Kalisch, R., et al. (2015).

A conceptual framework for the neurobiological study of resilience.

→ Moderne Forschung zur Resilienz aus neurologischer Perspektive (Uni Mainz)

 


 

📖 Deutsche Fachbücher & Trainingsmanuale

9. Niemeyer, H., Bock, J., & Hohmeyer, C. (2016).

Trainingsmanual Resilienzförderung (Deutsches Resilienz-Zentrum Mainz)

→ Praktisches Manual für die Arbeit mit Gruppen, Fachkräften, Schulen

10. Zimmermann, P. (Hrsg.) (2020).

Handbuch Resilienzförderung in pädagogischen Kontexten

→ Überblick über wissenschaftlich fundierte Methoden & Modelle für die Bildungspraxis

 


 

🌐 Empfehlenswerte Online-Quellen

APA – American Psychological Association: Resilience

Deutsches Resilienz-Zentrum Mainz

Mind & Life Institute: Resilience & Contemplative Science

Teile den Beitrag:

Related Posts

Resiliente Kinder brauchen resiliente Erwachsene – aber was heißt das eigentlich?

Was passiert bei Stress im Gehirn – und warum du im Kita-Alltag plötzlich anders reagierst als du willst

Warum sind pädagogische Fachkräfte so gestresst?

Wer sich selbst wertschätzt, lebt gesünder – Resilienz und Selbstwert

So kannst du resilienter werden!

Wie (unbewusste) Glaubenssätze dein Leben steuern: