Willst du, dass dein Kind sich bei dir sicher und geborgen fühlt? Dass dein Kind sich traut seine Umgebung zu entdecken und seine Fähigkeiten auszubilden? Das heißt: Willst du eine sichere Bindung zu deinem Kind aufbauen? Dann wird dir dieser Artikel dabei helfen: Wir erklären dir was Feinfühligkeit ist, wie Feinfühligkeit auf dein Kind wirkt und was eine feinfühlige Bezugsperson ausmacht.
Was ist Feinfühligkeit?
Unsere Feinfühligkeit liegt in der Reaktion der Bezugsperson (meist Eltern) auf die Bindungsbedürfnisse und Explorationsbedürfnisse des Kindes. Reagieren die Eltern feinfühlig auf die Signale des Kindes, so können beide Bedürfnisse befriedigt werden. Feinfühlige Eltern vermitteln ihren Kindern Sicherheit, „Ich bin für dich da“, „ich kümmere mich um dich“ und ermöglichen dem Kind damit ohne Angst und Sorge die Umgebung zu erkunden und daraus zu lernen. Nur wenn das Bindungsbedürfnis erfüllt ist, kann das Kind explorieren (d.h. seine Umgebung erforschen). Aus der Beobachtung, dass Kleinkinder mit den Bezugspersonen die stärkste Bindung eingehen, die feinfühlig mit ihnen umgehen, lässt sich ableiten, dass Feinfühligkeit der Bezugsperson eine Voraussetzung für den Aufbau einer sicheren Bindung ist. Doch was heißt es, feinfühlig auf die Signale des Kindes zu reagieren?
Feinfühligkeit besteht aus 4 Komponenten:
Feinfühligkeit besteht aus 4 Komponenten:
Signale (Bedürfnisse) des Kindes richtig deuten
Schnell auf die Bedürfnisse des Kindes reagieren
Eine alters- und situationsangemessene Reaktion
Die Reaktion der Bezugsperson wollte dem Alter des Kindes angemessen sein. Nehmen wir an ein Kind fällt hin und weint. Während es angemessen ist, ein zwei-jähriges Kind zum Trost auf den Arm zu nehmen, da dieses noch sehr auf körperlichen Kontakt zum Trost angewiesen ist; mag es unangemessen sein, ein acht-jähriges Kind zum Trost auf den Arm zu nehmen, da sich dieses erwartet, ermutigt zu werden selbstständig zu sein und sich selbst zu beruhigen.
Die Reaktion der Bezugsperson sollte ebenfalls der Situation entsprechen, dazu zählen die äußere Situation als auch die Situation des Kindes. Zeigt das Kind Angst, so sollte die Bezugsperson Bindungsverhalten zeigen (z.B. es trösten, in den Arm nehmen). Zeigt das Kind hingegen Langeweile, so regt die Bezugsperson Explorationsverhalten an, z.B., indem sie ein neues Spielzeug holt.
Langzeitwirkung der Feinfühligkeit
Kinder erlernen einen gesunden Umgang mit den eigenen Bedürfnissen. Sie lernen diese wahrzunehmen, auszudrücken und zu regulieren (Befriedigung und abwarten). Eine sichere Bindung lehrt Kinder die Fähigkeit zur Selbstregulierung, die ihnen noch im Erwachsenenalter hilft. Außerdem haben sicher gebundene Kinder über die Feinfühligkeit ihrer Eltern gute Glaubenssätze erlernt, wie “Ich bin es wert, dass man sich um mich kümmert.”, “Ich bin liebenswert.”, “Ich kann Beziehungen mitgestalten.”, “Ich darf um Hilfe bitten. Wenn ich um Hilfe bitte, wird mir geholfen.” und “Andere Menschen sind freundlich, hilfsbereit und wertschätzend.”.
Feinfühligkeit in der Kita:
Pädagog*innen sind für Kinder Bezugspersonen, die feinfühlig auf ihre Signale reagieren können. Feinfühlige Pädagog*innen nehmen Bedürfnisse, Signale und Interessen der Kinder wahr, beobachten sie, hören den Kindern zu, fragen nach und schaffen eine Atmosphäre, in der sich die Kinder wohl, angenommen und sicher fühlen. Jedoch beeinflussen auch die Rahmenbedingungen der Kita das Maß der Feinfühligkeit, mit der Pädagog*innen den Kindern begegnen können. Durch den Personalmangel sind Pädagog*innen gezwungen sich auf viele Kinder gleichzeitig zu konzentrieren, auf die Bedürfnisse eines einzelnen Kindes können sie nur unzureichend eingehen. Aufgrund von zu kleinen Räumen und einer hohen Lautstärke in der Kita, sind Kinder und Fachkräfte gestresst. Dieser Stress zeigt sich in den Kindern, diese brauchen eine Bezugsperson und einen ruhigen Raum, um den Stress abzubauen, und in den Fachkräften, die selbst das Bedürfnis verspüren sich zurückzuziehen und weniger auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen können.
Quellen:
- M. Borg-Laufs (2012). Die Befriedigung psychischer Grundbedürfnisse als Weg und Ziel der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie.
- Jungmann, Tanja, 2019. Feinfühligkeit [online]. socialnet Lexikon. Bonn: socialnet, 30.09.2019
- https://www.herder.de/kiga-heute/fachbegriffe/feinfuehligkeit/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Feinfühligkeit
- https://www.eltern-kind-bindung.net/fachpersonen/postpartaler-bereich/feinfühligkeit/