Resiliente Kinder brauchen resiliente Erwachsene – aber was heißt das eigentlich?
Ich will, dass mein Kind stark durchs Leben geht.“
„Ich möchte Kinder begleiten, die mit Herausforderungen umgehen können.“
Aber was oft vergessen wird: Kinder lernen Resilienz nicht durch Ratgeber. Sie lernen sie durch Beziehung. Und zwar: durch dich.
Was Resilienz bei Kindern überhaupt ist
Resilienz bedeutet nicht, dass Kinder immer „fröhlich durchhalten“.
Es heißt: Sie erleben Herausforderungen – und lernen, mit Unterstützung daraus zu wachsen.
Entscheidend ist nicht, ob ein Kind Probleme hat – sondern, wie viel emotionale Sicherheit es erlebt, um daran nicht zu zerbrechen bzw. daraus sogar Stärke zu entwickeln.
Und wie lernen Kinder das?
Durch dich.
Kinder lernen nicht primär durch das, was du sagst.
Sie schauen, wie du fühlst, wie du handelst, wie du reagierst. Und übernehmen das, was du tust.
Deine Regulation ist das Fundament für ihre Regulation.
→ Wenn du ruhig bleibst, während dein Kind wütet, lernt es: „Es ist okay. Ich bin sicher.“
→ Wenn du deine Grenzen klar machst, lernt es: „Ich darf mich auch abgrenzen.“
→ Wenn du sagst: „Ich brauche gerade einen Moment für mich“ – lernt es: Selbstfürsorge ist kein Egoismus.
Du bist das Vorbild. Ob du willst oder nicht.
Was sagt die Forschung?
Dr. Daniel Siegel (UCLA): Kinder brauchen „co-regulierende Erwachsene“, um ihren präfrontalen Kortex – das Zentrum für Emotionssteuerung – zu entwickeln.
Boris Cyrulnik (Resilienzforscher): Bindung & Resonanz sind der wichtigste Resilienz-Faktor in der frühen Kindheit.
Amygdala & PFC: Nur wenn wir selbst nicht im Stressmodus sind, können wir ruhig bleiben – und Sicherheit vermitteln.
Was heißt das konkret im Alltag?
Situation | Nicht resilient reagiert | Resilient reagiert |
---|---|---|
Dein Kind brüllt beim Anziehen | „Jetzt reiß dich doch zusammen!“ | „Ich merke, du hast gerade keinen Bock – ich helf dir ruhig.“ |
Du bist gestresst und dein Kind fordert dich | „Ich kann nicht mehr!“ (laut) | „Ich brauch kurz eine Pause, dann bin ich wieder für dich da.“ |
In der Kita eskaliert ein Streit | Schimpfen + Schuldzuweisung | Erst beruhigen – dann klären mit allen Beteiligten |
Was Kinder wirklich brauchen:
Emotionale Präsenz – nicht Perfektion
Grenzen & Wärme gleichzeitig
Modelllernen durch dich
3 kleine Schritte zu mehr Resilienz – für dich & die Kinder:
Mini-Pause-Check-in:
Stell dir 3x am Tag die Frage: Wie geht’s mir gerade wirklich?
Statt Schimpfen – Sprechen:
Sag deinem Kind öfter, wie es sich fühlen könnte, statt nur auf das Verhalten zu reagieren.
Vorleben statt Belehren:
Sag deinem Kind: „Ich war gerade gestresst – tut mir leid.“
Das ist kein Fehler. Das ist Resilienz.
zum weiterlesen:
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Daniel J. Siegel – The Whole-Brain Child
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Stephen W. Porges – The Polyvagal Theory
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Allan N. Schore – Effects of Early Relational Trauma on Right Brain Development
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Louis Cozolino – The Neuroscience of Human Relationships
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John Bowlby – Attachment and Loss
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Boris Cyrulnik – Resilienz: Wie man Krisen übersteht und daran wächst
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Lynne Murray & Liz Andrews – The Social Baby
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Gerald Hüther – Etwas mehr Hirn, bitte!
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Hartmut Rosa – Unverfügbarkeit
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