Was ist Resilienz?
Resilient zu sein heißt, selbst in schwierigen Situationen gesund zu bleiben.
Resilient zu sein, kann sich auf drei Arten zeigen: Anna ist resilient, da sie trotz einer starken Belastung psychisch stabil bleibt. Obwohl ihre Mutter vor kurzem verstorben ist, zeigt sie keine schwerwiegende Trauerreaktion, sie zieht sich nicht zurück und nimmt am Lebens- und Arbeitsalltag teil. Marie hingegen ist von dem Tod ihrer Mama für eine kurze Zeit stark belastet, sie zieht sich zurück und trauert. Nach dieser Zeit geht es ihr besser, sie geht wieder zur Arbeit und trifft sich mit ihren Freundin/innen. Lisa’s Resilienz zeichnet sich dadurch aus, dass sie die Belastung durch Anpassung bewältigt. Bisher hatte sie angenommen, ihre Mama, die wichtigste Bezugsperson ihres Lebens, sei für immer für sie da. Nach dem Tod ihrer Mama denkt sie anders darüber. Der Tod hat ihr gezeigt, dass das Leben endlich ist und sie sich mehr als einer Bezugsperson anvertrauen sollte, also hat sie sich an ihre Freundin/innen gewandt.
Zusammenfassend:
Resilienz kann sich als (Stress-) Resistenz (Anna), als (schnelle) Regeneration (Marie) oder als Rekonfiguration (Lisa) zeigen.
Sowohl Anna, als auch Marie und Lisa können mit dem Tod ihrer Mama in einer für sie gesünderen Weise umgehen, als Sophie, die noch ein Jahr nach dem Tod ihrer Mama aufgrund ihrer Trauer nicht am normalen Leben teilnehmen kann, sich zurückzieht und sich träge fühlt, überbelastet. Aus diesem Vergleich ergibt sich die Bedeutung der Resilienz, sie hilft uns schwierige Lebenssituationen und Krisen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu bewältigen.
Jeder Menschen ist zu unterschiedlichen Grad resilient. Resilienz ist aber für unser Leben wichtig, denn sie hilft uns belastende Situationen zu überwinden. Unsere Resilienz ist zum Teil angeboren, kann aber zu einem anderen Teil von uns selbst sowohl gestärkt oder geschwächt werden.
Es ist wichtig sein Handeln zu reflektieren, um feststzustellen wie resilient oder vulnerabel (= Anfälligkeit für (psychische) Erkrankungen) man gerade ist. I
Wie resilient bin ich?
Wahrscheinlich hast du bereits ein Gefühl davon, wie resilient du aktuell bist. Fühlst du dich schnell überlastet? Hast du selbst gesunde Strategien für dich gefunden, mit deinen Belastungen und Stress umzugehen?
Solltest du einschätzen wollen, wie resilient du bist, kannst du diesen Fragebogen nutzen. Dies ist der RS-13, die Kurzform eines Resilienzfragebogens (RS-24).
Auswertung
Zur Auswertung addierst du die Punktwerte. Je höher deine Punktzahl, desto resilienter bist du.
Eine Summe von 13-66 Punkten deutet auf eine niedrig ausgeprägte Resilienz hin, 67-62 Punkte auf eine moderate und > 78 Punkte auf eine hohe Resilienz.
Wie kann ich resilienter werden?
Die eigene Resilienz ist nicht „in Stein gemeißelt“, sie kann verändert werden. Die Amerikanische Psychologische Assoziation (APA, 2008) schlägt folgende 10 Schritte zur Resilienz-Erhöhung vor:
- Bemühe dich um soziale Beziehungen.
Soziale Beziehungen zu haben, in denen sich gegenseitig geholfen wird, stärkt das Gefühl von Sicherheit und Zugehörigkeit. In schwierigen Situationen weißt du: „Auf … kann ich mich verlassen. … wird mir gerne helfen.“ - Betrachte Krisen als überwindbare Probleme.
Außerhalb deiner Kontrolle liegt, ob stressvolle oder belastende Ereignisse geschehen werden. Innerhalb deiner Kontrolle liegt, wie du diese „Stressoren“ wahrnimmst: Als Herausforderung, die du meistern kannst, oder als Krise, die dich vernichtet. Ersteres führt dazu, dass du deine Ressourcen zur Problembewältigung aktivierst. Letzteres heißt doch, dass du aufgibst, bevor du probiert hast das Problem zu lösen. - Akzeptieren, dass Veränderungen Teil des Lebens ist.
Veränderungen sind unvermeidlich und können als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung angesehen werden. Aufgrund von ungünstigen Situationen oder im Lebensverlauf können vorhandene Ziele nicht mehr erreichbar sein. Statt dem was hätte sein können hinterherzutrauern, fokussiere dich auf das was ist und setzte neue Ziele, die erreichbar sind. Das macht zufriedener. - Strebe danach, deine Ziele zu erreichen.
Setze dir erreichbare Ziele. Mache regelmäßig etwas, auch wenn es wie eine kleine Leistung wirkt, das dich deinen Zielen näher bringt. Anstatt dich auf Aufgaben zu fokussieren, die unerreichbar wirken, frage dich „Was ist eine Sache, die ich heute erreichen kann, die mir hilft mich meinem Ziel anzunähern?“ - Entschließe dich zum Handeln.
Reagiere auf schwierige Situationen aktiv, anstatt dich von Problemen und Stressoren komplett zu distanzieren und zu hoffen, dass sie verschwinden. - Suche nach Möglichkeiten, um „dich selbst zu finden“.
Lerne aus deinen Erfahrungen mit Verlust und Schwierigkeiten. Viele Menschen berichten nach Tragödien von besseren Beziehungen, mehr innerer Stärke, gesteigertem Selbstwertgefühl und einer intensiveren Wertschätzung des Lebens. - Fördere ein positives Selbstbild.
Entwickle Vertrauen in deine Problemlösungsfähigkeiten und vertraue deinen Instinkten. Dies Hilft dir Stressoren eher als Herausforderung zu betrachten, als als unlösbares Problem. - Betrachte Situationen nüchtern.
Versuche selbst schmerzhafte Ereignisse in einem größeren Zusammenhang zu sehen und eine langfristige Perspektive zu bewahren. Vermeide das Ereignis in seiner Einflusskraft auf dich überzubewerten.
Sophie aus unserem vorherigen Beispiel, fühlt sich noch ein Jahr nach dem Tod ihrer Mama so stark von ihrer Trauer belastet, dass sie nicht am Leben teilhaben kann. Sie fühlt sich ihrer Mama schuldig, wenn sie nicht trauert, da der Tod ihrer Bezugsperson ein laut ihr „einschneidendes Erlebnis“ sei, das „lebensverändernd ist“. Marie hingegen war kurz von dem Tod ihrer Mama belastet, schnell konnte sie Perspektive auf das „große Ganze“ gewinnen, war sich bewusst, dass der Tod ihrer Mama traurig ist, aber sich an ihrem Alltag nicht alles verändert. Sie hat das Ereignis nicht überbewertet. - Behalte eine optimistische Erwartungshaltung bei.
Ein optimistischer Ausblick ermöglicht es dir, zu erwarten, dass gute Dinge in deinem Leben passieren werden. Versuche, dir vorzustellen, was du erreichen möchtest, anstatt dir Sorgen über das zu machen, was du fürchtest.
Nach der „sich selbst erfüllenden Prophezeihung“, ein psychologisches Phänomen, treten Situationen eher so ein, wie wir sie erwarten. Mit einer positiven Einstellung können wir also unsere Umwelt formen. - Sorge für dich selbst.
Achte auf deine eigenen Bedürfnisse und Gefühle. Nimm an Aktivitäten teil, die dir Freude bereiten und dich entspannen. Treibe regelmäßig Sport. Sich um sich selbst zu kümmern, hilft, Körper und Geist darauf vorzubereiten, mit Situationen umzugehen, die Resilienz erfordern.
Individuelle Resilienz-Ressourcen:
Zusätzlich zu allgemeinen Resilienz-Strategien kann es hilfreich sein, aus früheren Erfahrungen zu lernen, welche Ressourcen einem bisher in stressigen Situationen geholfen haben, somit zur Resilienz beitragen. Folgende Fragen können dir dabei helfen:
- Welche Ereignisse waren für mich am stressigsten?
- Wie haben mich diese Ereignisse typischerweise beeinflusst?
- Wie habe ich in diesen stressigen Ereignissen gehandelt?
- Wie bewerte ich das?
- Konnte ich Hindernisse überwinden, und wenn ja, wie?
- Was hätte ich mir in diesen Situationen gewünscht?
- Fand ich es hilfreich, an wichtige Personen in meinem Leben zu denken, wenn ich gestresst war? An wen habe ich mich gewandt, um Unterstützung bei der Bewältigung eines stressigen Ereignisses zu erhalten?
- Was habe ich über mich selbst und meine Interaktionen mit anderen in schwierigen Zeiten gelernt?
- War es hilfreich für mich, jemand anderem zu helfen, der eine ähnliche Erfahrung durchgemacht hat?
- Was hat mir geholfen, hoffnungsvoller in die Zukunft zu blicken?
- Was hat mir geholfen, mich zu entspannen oder von meinen Alltagssorgen abzulenken?
Wenn du nicht nur dich psychisch und emotional stärken willst, sondern diese psychologischen Superkräfte auch an Kinder weitergeben willst, dann stöber gern in den anderen Blogartikel und in meinen Angeboten, da findest du mehr Tipps um die Resilienz für Kinder zu fördern!
Quellen:
- RS-13
- https://www.montgomeryschoolsmd.org/siteassets/district/departments/studentservices/parent-resources/the_road_to_resilience.pdf
- J. Bengel & L. Lyssenko (2012). „Resilienz und psychologische Schutzfaktoren im Erwachsenenalter. Stand der Forschung zu psychologischen Schultzfaktoren von Gesundheit im Erwachsenenalter.“ Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).